14. Netzwerkkonferenz

Verlängerte Nutzungsdauer oder geplante Obsoleszenz – Wie ressourceneffizient ist Produktgestaltung?

Ort: UfA-Fabrik Berlin
Datum: 08.12.2014

Zur 14. Netzwerkkonferenz Ressourceneffizienz unter dem Leitthema Verlängerte Nutzungsdauer oder geplante Obsoleszenz – Wie ressourceneffizient ist Produktgestaltung? kamen am 8. Dezember 2014 in Berlin mehr als 100 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zusammen.

In seinem Begrüßungsvortrag wies Gunther Adler, Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB), auf die hohe Bedeutung der Nachhaltigkeit von Produkten hin. Die Produktgestaltung determiniere allein 80 % der Umweltwirkungen eines Produkts. Für die Ressourceneffizienz wäre es optimal, wenn die „technische Produktlebensdauer“ der „Produktnutzungsdauer“ entspräche, so Dr. Martin Vogt vom VDI ZRE. Bedenkenswert seien jedoch auch immer die Zielkonflikte, wie Karsten Schischke vom Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM am Beispiel des ökologischen Computers iameco darstellte. Widersprüche zwischen Robustheit und kompakter Bauform einerseits und Reparaturfreundlichkeit, Aufrüstbarkeit und einfacher Demontage andererseits müssten abgewogen werden.

Erste Ergebnisse einer Studie zur Lebens- und Nutzungsdauer von Produkten des Öko-Instituts Freiburg zeigten, dass die durchschnittliche Erstnutzungsdauer in Deutschland zwischen 2004 und 2012/2013 von 14,1 auf 13,0 Jahre zurückgegangen ist. Allerdings sind die Ursachen für Obsoleszenz sehr vielfältig und zum Teil auch psychologischer Natur. Oft wollen die Verbraucher ein neues Gerät, auch wenn das alte noch funktioniert.

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Praxisbeispiele zur Optimierung der Produktlebensdauer

Interessante Möglichkeiten, die Lebensdauer eines Produktes zu verändern, zeigten die Praxisbeispiele von Bosch und iFixit: Durch Remanufacturing eines Starters ließen sich 88 % Material, 53 % CO2-Emissionen, 56 % Energie und 2 % des Logistikaufwands (tkm) im Vergleich zur Neuproduktion sparen, wie Peter Bartel der Firma Bosch erläuterte. Auf welche Art und Weise Elektroprodukte repariert werden könnten, zeigt die iFixit GmbH. Ihr Ziel ist es, ein freiwilliges, kostenloses, globales Universallexikon zur Reparatur von Elektrogeräten im Internet zu erstellen.

Aktive Rolle der Verbraucher beim Thema Obsoleszenz essenziell

Lebhafte Podiums- und Publikumsdiskussionen spiegelten die Komplexität des Themas Obsoleszenz wider. Dem waren verschiedene Redebeiträge vorausgegangen, die den Begriffsdschungel rund um das Thema der geplanten Obsoleszenz beleuchteten. Fazit der Diskussionen war, dass der Begriff der vermeidbaren oder fahrlässigen Obsoleszenz häufig geeigneter erscheint, als der der geplanten Obsoleszenz. Der Vorsatz sei oft schwer nachweisbar und im Kern gehe es ja darum, die technische Produktlebensdauer an die tatsächliche bzw. gewünschte Nutzungsdauer anzupassen. Der Staat nutzt bereits verschiedene Instrumente, wie z. B. die Ökodesignrichtlinie oder das Umweltzeichen Blauer Engel. Wissenschaft und Unternehmen betreiben Forschung und Entwicklung zur nachhaltigen Produktgestaltung. Mögliche juristische Ansätze umfassen die Verlängerung von Gewährleistungspflichten oder die Einführung von Informationspflichten zur Produktlebensdauer. Schließlich spielen Verbraucherinnen und Verbraucher eine Schlüsselrolle: Durch ihr Nachfrageverhalten beeinflussen sie auch das Angebot. Dies betrifft zum einen die Frage einer hohen Produktqualität und der damit einher gehenden höheren Preise. Zum anderen betrifft es die tatsächliche Nutzungsdauer von Produkten – unabhängig von deren Langlebigkeit. Das Beispiel der Initiative pro Recyclingpapier illustrierte anschaulich am Beispiel der Nachfrage nach Recyclingpapier, dass das Bewusstsein der Verbraucher für Nachhaltigkeit sehr ausgeprägt ist, das Verhalten jedoch noch nicht.

Politik bereits auf unterschiedlichen Ebenen aktiv

Die Rolle der Politik, um die Nachhaltigkeit von Produkten zu steigern, wurde ebenfalls diskutiert. Dr. Ines Oehme vom Umweltbundesamt erläuterte die verschiedenen, bereits existierenden Ansätze der Politik auf Angebots- und Nachfrageseite. Ein gutes Beispiel stellt nach wie vor der Blaue Engel als Sinnbild für ökologische Produktkriterien dar. Er wird ggf. um weitere Kriterien erweitert. Im Rahmen des Prozesses zur Fortschreibung des Deutschen Ressourceneffizienzprogramms  wird in 2015 der Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern angegangen.

Die 15. Netzwerkkonferenz findet am 8. Juni 2015 in Berlin statt.

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