Nachbericht: RE vor Ort in Flensburg am 15.03.2016

Verantwortungsvolles Wirtschaften – Ressourcenschonend Produzieren

Ulrich Spitzer, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Flensburg, verwies als Hausherr der Veranstaltung in seiner Begrüßung auf die großen Potenziale für Material- und Energieeffizienz in den verarbeitenden Unternehmen in Schleswig-Holstein. Die IHK begrüßt den richtigen Akzente der Ressourceneffizienzpolitik der Bundesregierung, der vor allem auf freiwillige Maßnahmen und Anreize fokussiert. Diese können die betriebliche Ressourceneffizienz steigern.

Dr. Silke Schneider, Staatssekretärin im Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein, unterstrich ebenfalls die Chancen, die die konsequente Material- und Energieeffizienz den Unternehmen bietet. Ressourcen sind durch die mit ihrer Förderung verbundenen klimaschädlichen Auswirkungen begrenzt. Die im ProgRess vorgeschlagenen Handlungsansätze werden in den Förderprogrammen in Schleswig-Holstein aufgegriffen. Es gilt, eine Entkoppelung des Wirtschaftswachstums vom Ressourceneinsatz sowie die Senkung der damit verbundenen Umweltbelastungen anzugehen.

Werner Maass vom VDI ZRE zeigte anhand ausgewählter Industriebeispiele aus Schleswig-Holstein verschiedene Lösungen für die betriebliche Ressourceneffizienz. In den geschilderten Beispielen liegen diese in der betrieblichen Abfallvermeidung durch eine interne Kreislaufwirtschaft, in der effizienten Energiebereitstellung von Windkraftanlagen durch die kontinuierliche Überwachung von rotierenden Bauteilen, um Ausfallgefahren und Probleme bei Windkraftanlagen frühzeitig zu erkennen, und in der effizienten Sortierung von Schredderleichtfraktionen für eine höhere Metallausbeute aus dem Schrott. Die Darstellung der branchenspezifischen Werkzeuge und Tools für Ressourceneffizienz, die auf der Webseite www.ressource-deutschland.de verfügbar sind, rundeten den Vortrag zu den wirtschaftlichen Erfolgen durch Material- und Energieeffizienz ab.

Die erfolgreiche Zusammenarbeit der Fachhochschule Lübeck mit der Lufthansa Technik Intercoat, Kaltenkirchen, präsentierten Gerrit Rüdiger und Martin Cholewa am Beispiel der Reparatur von defekten technischen Komponenten eines Düsentriebwerkes. Diese Teile konnten durch Zwei-Komponenten-Epoxidharzen erfolgreich repariert werden. An der Fachhochschule wurden die tribologischen Eigenschaften dieses Reparaturkonzeptes untersucht. Die Tribologie befasst sich mit der Beschreibung von Reibung, der Berechnung und Messung von Reibungskoeffizienten, dem Verschleiß und der erforderlichen Schmierung zwischen aufeinander einwirkenden Oberflächen und schließt auch die Entwicklung von Technologien zur Optimierung von Reibungsvorgängen ein.

Susann Dressler von der Investitionsbank Schleswig-Holstein präsentierte das differenzierte Förderangebot, das die drei großen Bereiche Energieeinsparung, Energieeffizienz und Erneuerbare Energien abdeckt. Für die nötige Transparenz bei Investitionsentscheidungen können zusätzlich spezifische Beratungskompetenzen sorgen. Andreas Fischer von der Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH (WTSH) berichtete über das umfangreiche Angebot zur Unterstützung von KMU bei der betrieblichen Umsetzung von Ressourceneffizienz. Die finanzielle Förderung zielt darauf ab, die erneuerbare Energieerzeugung auszubauen, Einsparpotentiale für Energie und Rohstoffe/Materialien aufzuzeigen und innovative Maßnahmen zur Effizienzsteigerung in KMU zu fördern. Die entsprechenden Fördermaßnahmen sind mit EFRE Mitteln unterlegt, umfassen ein Volumen von >20 Mio. EUR und haben eine Geltung vom 01.01.2015 bis 31.12.2023. Die korrespondierenden Förderprogramme heißen „Energie- und Umweltinnovationen“ (EUI), „Betriebliche Forschung, Entwicklung und Innovation“ (BFEI) und „Innovationsassistent“ (IA).

Patricia Siebel von der edding AG erläuterte, dass der sorgsame Umgang mit natürlichen Ressourcen bei edding kein Zeichen des aktuellen Bewusstseinswandels, sondern von jeher Teil der Philosophie ist, und durch die erfolgreiche Vermarktung umweltfreundlicher Produkte der EcoLine Serie oder den Nachfüllflaschen für die Farbstifte dokumentiert ist. Die Mitarbeitenden des Unternehmens repräsentieren dieses Umweltbewusstsein und treiben dies permanent voran. Viele Verbesserungen beruhen auf deren Ideen und Vorschlägen.

Lukas Füllkrug von der Nord-Schrott GmbH & Co. KG verdeutlichte, dass Sekundär-Rohstoffe nur einen Bruchteil der Herstellung aus Erzen oder Rohöl kosten. Beispielsweise benötigt Aluminium-Recycling nur etwa ein Zehntel der Energie, die für die Neugewinnung aus Bauxit erforderlich wäre. In seinem Vortrag monierte Herr Füllkrug die teils widersprüchlichen rechtlichen Definitionen zu Schrotten, die eine umfangreiche Kreislaufwirtschaft und die Entwicklung des Marktes für Sekundär Materialien auch behindern.

Laut Dr. Inez Linke von der OceanBASIS GmbH beherbergen die Weltmeere einen immensen Reichtum an Naturstoffen und erzeugen auch fast 75 % des Sauerstoffs auf der Erde: „Die Weltozeane sind Klimagestalter und Vorratskammer für Nahrung und Energieressourcen, Transportweg und leider auch oftmals Müllkippe“. Das Unternehmen oceanBASIS produziert marine Naturstoffe für die Kosmetik und pharmazeutische Industrie. Es konnte sogar eine spezifische Hemmung von Krebszellen durch den Algenextrakt nachgewiesen werden. Durch das Kultivieren der Algen werden natürliche Bestände geschont, nur einheimische und natürlich vorkommende Algenarten verwendet und keine Fremdmaterialien in das Ökosystem Meer eingeschleust. Die Nährstoffentnahme der Algen stellt auch einen positiven Effekt für die Umwelt dar.

Auf der mit 52 Teilnehmern gut besuchten Veranstaltung in den Räumlichkeiten der IHK Flensburg wurden die Themen zur Material- und Energieeffizienz der verschiedenen Vorträge intensiv diskutiert. Die Veranstaltung hat auch dank der professionellen Moderation durch Joachim Bergmann von der WTSH den Anspruch erfüllt, den Austausch der anwesenden Akteure zu unterstützen und die vielen Prozesse zur Optimierung der Ressourceneffizienz und Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit zu beschreiben. Das umfangreiche Förderprogramm in Schleswig-Holstein hilft den verarbeitenden Unternehmen, Effizienzpotenziale zu realisieren. Die Veranstaltung zeigte auch beispielhaft, wie Wissenschaft und Wirtschaft erfolgreich kooperieren können.

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