Nachbericht: RE vor Ort in Augsburg am 05.05.2017

Auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit, Energie- und Materialeffizienz können Unternehmer viel Unerwartetes über ihren Betrieb lernen. Zum Beispiel, dass der Gabelstapler-Fahrer eines Unternehmens die Schlüsselperson für die Optimierung des Materialflusses ist, weil er die Materialliste in der Tasche hat und damit der Einzige ist, der wirklich weiß, wo alles steht.

Es ist sinnvoll, die Unternehmensprozesse zu analysieren und so nach neuen Potenzialen der Material- und Energieeffizienz zu suchen. Wie verschieden dieser Blick auf das Unternehmen ausfallen kann und was dabei Überraschendes zutage tritt, stellten Experten im Rahmen eines Unternehmerfrühstücks der IHK Schwaben, des Ressourceneffizienzzentrum Bayerns (REZ) und des Netzwerks Ressourceneffizienz (NeRess) am 05. Mai 2017 in Augsburg eindrucksvoll vor.

Ressourceneffizienz durch innovative Produktionsprozesse

Manche möchten schnelle Erfolge sehen. Mit diesen Unternehmen lassen sich schon in bis zu vierwöchigen Kurzprojekten eine Menge Verbesserungen erreichen. Z.B. können Unternehmen oft teure Werkzeuge einsparen, indem sie ihre Anlagen flexibilisieren. Oder die Reinigungsprozesse an genaue Messungen koppeln, denn meistens wird eher zu viel gereinigt. Oder indem sie in additiver Fertigung produzieren und so den Materialeinsatz reduzieren. Auch die Verbesserung der Ergonomie am Arbeitsplatz kann ein Ansatz für mehr Nachhaltigkeit und Effizienz sein. Wer sich an die Produktionsspezialisten des Fraunhofer IGCV wendet, findet demnach eine Vielzahl an verschiedensten Ansatzpunkten, um seine Prozesse effizienter zu gestalten und dabei Material und Energie einzusparen.

Ressourceneffizienz systematisch angehen

Die öffentlich zugänglichen und kostenfreien Instrumente des VDI Zentrum Ressourceneffizienz (VDI ZRE) Prozessketten, Ressourcenchecks sowie Kostenrechner unterstützen Unternehmen, ihre Prozesse zu evaluieren und Einsparpotentiale aufzudecken, wie Werner Maass vom VDI ZRE erklärte. Sie stellen eine Hilfe zur Selbsthilfe dar und sind der erste Schritt, um Ressourceneffizienz im Unternehmen systematisch umzusetzen.

Wie begeistere ich meine Mitarbeiter für Ressourceneffizienz und Kostenbewusstsein?

Wenn von sechs, mit dem Unternehmen entwickelten Maßnahmen nach sechs Monaten nur drei umgesetzt sind, dann kann diese magere Bilanz auch daran liegen, dass die Mitarbeiter nicht ausreichend eingebunden waren. Erfasst man mit den Mitarbeitern gemeinsam die Materialflüsse, zeigen sich oft eine Vielzahl an „low hanging fruits“ für mehr Materialeffizienz. Es reicht deswegen nicht nur aus, Produkte, Anlagen und Prozesse zu evaluieren, um mehr Ressourceneffizienz zu erreichen. Ebenso wichtig ist die Motivation der Mitarbeiter, deren Wissen und Fähigkeiten sowie die Unternehmens- und Teamkultur. „Mitarbeiter, die für Materialeffizienz begeistert werden, tragen durch Bewusstsein und Wissen wesentlich zur Umsetzung von Ressourceneffizienz bei. Dazu gehört auch eine passende Unternehmenskultur.“, erläutert Dr. Bernhard Ludwig, Experte des imu Augsburg.

Blick über den Tellerrand der Produktion hinaus

Wer grundsätzlicher an das Thema Ressourceneffizienz herangehen möchte, sollte auch die vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsketten beachten. Die Unternehmen konzentrieren sich zunächst auf die Optimierung des betrieblichen Produktionsprozesses. Der Lebensweg eines Produktes reicht aber von der Bereitstellung des Rohstoffs über das Design des Produkts bis hin zur Optimierung der Nutzungsphase und der anschließenden Rückführung der Produktbestandteile in den Stoffkreislauf. Der Schlüssel dazu ist eine Integrierte Produktpolitik, die auch eine Kooperation der Unternehmer längst der Wertschöpfungskette umfasst.

In kürzester Zeit wurden bereits an einem Vormittag die essentiellen Aspekte zur Effizienzsteigerung in Unternehmen mit rund 50 Teilnehmenden angeregt und sehr konstruktiv diskutiert.

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