Nachbericht: RE vor Ort in Freiberg am 24.11.2016

Was Cola, Luxusautos und Lampen gemeinsam haben, erfuhren die über vierzig Teilnehmenden im Hörsaal des Helmholtz-Instituts Freiberg für Ressourcentechnologie (HIF) am 24.11.2016. Unter dem Motto Wettbewerbsplus Ressourceneffizienz – Angebote für KMU in Sachsen hatten neben dem HIF, das Netzwerk Ressourceneffizienz und die Sächsischen Industrie und Handelskammern eingeladen.

In seiner Begrüßung freute sich Professor Gutzmer vom HIF, dass sich drei Veranstalter um das Thema Rohstoffwende als Teil der Energiewende kümmern und Unternehmen – hauptsächlich aus Mittelsachsen – ihre Angebote vorstellen.

Am Beispiel einer Glühlampe und einer LED stellte Professor Reuter vom HIF vor, wie Recyclingprozesse simuliert werden müssen, um verlässliche Angaben zur Rückgewinnung der einzelnen Bestandteile machen zu können. Weiterhin erklärte er, dass beim Recycling immer Schlacken entstehen, d.h. aufgrund ihrer Funktionalität Stoffe verloren gehen. Daher ist eine vollständige Kreislaufführung – insbesondere bei Verbundstoffen – nicht möglich.

Die ökonomische Bedeutung der Ressourceneffizienz und Angebote zur deren Umsetzung stellte Werner Maass vom VDI Zentrum Ressourceneffizienz vor.

Besonders eindrücklich zeigte Klaus Opwis vom Deutschen Textilforschungszentrum Nord-West auf, wie aus industriellen Prozessabwässern Edelmetalle wie Palladium mithilfe von Textilmaterial zurückgewonnen werden können. Mit einem Kilogramm Textilmaterial lassen sich durch das vorgestellte Verfahren 23 Gramm reines Palladium wiedergewinnen.

Dr. Jürgen Hofinger von der Biconex GmbH, einer Ausgründung der Technischen Universität Freiberg verdeutlichte anhand des Beispiels Lenkrad, was man unter Kunststoffgalvanik versteht. Teile die metallisch aussehen und sich metallisch anfühlen, aber aus Kunststoffen hergestellt sind. Dabei bieten folgende Vorteile: Sie ersetzen Metall, vermeiden Komplexchemie in der Herstellung und werden in Niedrigtemperaturbädern hergestellt.

Der Anlagenbauer Impulstec bietet Verkleinerungstechnik zum Recycling von Verbundmaterialine an. Dr. Norbert Berg zeigte, wie mit Hilfe von Schockwellenverfahren Elektrogeräte an ihren Schwachstellen schadfrei zerlegt werden, um so eine sortenreine Gewinnung der „Inhaltsstoffe“ zu ermöglichen. Durch dieses innovative Aufbereitungsverfahren werden Verbünde von Handys, Solarmodulen, Leiterplatten erhalten. Neben einer Reduzierung der Aufbereitungskosten durch eine Massenentfrachtung ist die Erschließung bisher weitgehend ungenutzter Rohstoffe wie beispielsweise Tantal aus den Elektronikgeräten möglich.

Henryk Gutt vom Sächsischen Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft gab einen Einblick in die Breite der sächsischen Ressourceneffizienzpolitik. Als Querschnittthema betrifft Ressourceneffizienz fast alle Bereiche der Umweltpolitik. Die Rohstoffstrategie „Rohstoffwirtschaft – eine Chance für den Freistaat Sachsen“ zielt darauf, den Rohstoffstandort zu stärken und das Bewusstsein für natürlich Ressourcen zu stärken.

Das Bundesforschungsministerium (BMBF) fördert im Bereich Ressourceneffizienz mit dem Programm KMU innovativ insbesondere Kleine und Mittlere Unternehmen. Thilo Rauchhaus vom Projektträger Jülich stellte die Details des Angebots vor: Innovatives Verfahren und Verwertbarkeit in der Anwendung sind die Grundlage für eine Förderfähigkeit. Interessierte Unternehmen haben zweimal im Jahr die Möglichkeit Projektskizzen einzureichen.

Dr. Hans-Georg Jäckel von der Professur Recyclingmaschinen der Technischen Universität Bergakademie Freiberg zeigte auf, welche Schwierigkeiten sich bei der Nutzung von sogenannten Zukunftstechnologien wie Elektromobilität und Leichtbau ergeben. Das Recycling ist oft nicht mitgedacht bzw. aufgrund der hohen Elementdichte insbesondere bei Verbundwerkstoffen kaum realisierbar.

Bereits 2012 erhielt Prof. Dr. Martin Bertau den Deutschen Rohstoffeffizienzpreis für seinen neuen Ansatz zum Phosphatrecycling. In seinem Vortrag stellte er verschiedenen Verfahren der Phosphorrückgewinnung vor. Sein preisgekröntes Verfahren gewinnt Phosphorsäure, genau wie sie auch im koffeinhaltigen Limonadengetränk enthalten ist. Diese Säure wird am Markt für unterschiedliches Anwendungen nachgefragt.

Philipp Rädecker vom HIF stellte anhand zweier Beispiele vor, welche Möglichkeiten die kooperative Forschung zwischen Unternehmen und Helmholtz-Institut bietet. Dabei behandelte er die Rückgewinnung von Indium und Gallium aus kupfer- und zinkhaltigen Flugstäuben historischer Produktionsrückstände.

So bot sich den Teilnehmenden anhand vieler dargestellter Beispiele und des Institutsrundgang ein umfänglicher Überblick, einerseits wo überall Rohstoffe „drin“ sind, wie sie gewonnen und/oder rezykliert werden können und welche Chancen und auch Grenzen diese Verfahren bieten.

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