Nachbericht: RE vor Ort in Heidelberg am 12.12.2016

Ressourceneffizienz durch die Digitalisierung in KMU

Digitalisierung, Industrie 4.0 oder 4. Industrielle Revolution sind großartige Begriffe, doch was bedeuten sie wirklich für Unternehmen und speziell für KMU? Diese Fragen beleuchtete die Ressourceneffizienz vor Ort Veranstaltung am 12.12.2016 in Heidelberg. Neueste Erkenntnisse aus der Forschung, ein Praxisbeispiel mit umfangreichen Erfahrungen und ein nachdenklicher aber unterhaltsamer Beitrag lieferten den 48 Teilnehmern Antworten zu diesem hochaktuellen Thema.
Gemeinsam mit dem Unternehmensnetzwerk Umweltkompetenzzentrum Rhein-Neckar e.V. (UKOM) und dem Netzwerk Ressourceneffizienz aus Berlin hatte dazu die traditionsreiche Heidelberger Brauerei Unternehmensvertreter aus der Metropolregion Rhein-Neckar eingeladen.

Laut aktuellen Untersuchungen in KMU zählt nur jedes fünfte Unternehmen zu den digitalen Vorreitern, ein Drittel befindet sich noch im Grundstadium. Zwar haben 80 % der Mittelständler bereits Digitalisierungsprojekte umgesetzt, aber überwiegend mit relativ geringem Umfang. Die Hemmnisse liegen in mangelnden IT-Kenntnissen, im Datenschutz und in der Datensicherheit, in mäßiger Internetgeschwindigkeit aber auch in hohen Investitions- und Betriebskosten sowie Finanzierungsproblemen.

Dr. Christian Kühne, Vorstand des UKOM, verwies in seinem Grußwort darauf, dass er von den Vorträgen des Abends Aufklärung über die Potentiale der Digitalisierung für KMU erhoffe.

Werner Maass vom VDI Zentrum Ressourceneffizienz (VDI ZRE) verwies auf die Potenziale der Digitalen Transformation für KMU, die in der Optimierung der Produktionsprozesse und der Vermeidung von Verlusten und Emissionen liegen. Damit steigt die Ressourceneffizienz des Unternehmens und stärkt somit deren Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit. Die Digitalisierung kann Unternehmen helfen, Energie- und Materialkosten zu senken, flexibler zu produzieren und auf kurzfristige Änderungen von Nachfrage und Angebot zu reagieren. Erstmalig scheint es möglich, individuelle Produkte („Losgröße 1“) mit Mitteln und zu Kosten der Massenproduktion herzustellen. Mit der Studie zur Ressourceneffizienz durch Digitale Transformation, die neben dem VDI ZRE von den Ländern Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz gemeinsam finanziert wird, werden diese Potenziale für KMU des verarbeitenden Gewerbes anhand von konkreten Fallbeispielen analysiert. Die Ergebnisse dieser Studie werden für den Juni 2017 erwartet.

Wolfgang A. Haggenmüller von der Felss Holding GmbH, sieht in den Smart Services des Konzeptes Industrie 4.0 Chancen für den Maschinenbau. Die Felss-Gruppe produziert unter dem Markennamen Felss Shortcut Technologies für diverse Branchen wie zum Beispiel die Automobilindustrie sowohl Maschinen zur Metallbearbeitung als auch Komponenten. Technisch stehen die Kaltumform-Verfahren (Rundkneten, Axialformen, Biegen, Autofrettage und Endenbearbeitung) im Mittelpunkt. Industrie 4.0 bedeutet mit all seinen Facetten die digital verknüpfte Fabrik, für die Felss die entsprechenden Produkte und Services anbietet. Dieser Prozess wurde in dem Unternehmen schon frühzeitig aufgegriffen und war dadurch bestimmt, dass der klassische Maschinenbau auf die komplexen Lösungen der IT trifft. Dank dieser offensiven Neuausrichtung können kundenspezifische Anforderungen statt in vier Monaten in fünf Werktagen umgesetzt werden. Das erfolgt mit Hilfe von Apps und einer umfangreichen Sensorik für die Maschinensteuerung.

Rüdiger Albert Muth von Muth & Collegen schloss die Vortragsrunde mit seiner wohlmeinenden, wenn auch kritischen Betrachtung zur Industrie 4.0 mit dem Titel „Ist-Stands-Wahrnehmung; heute schon geliked und gleichzeitig im Unternehmen die digitale Infrastruktur und -Daten vor fremden Einblicken/Zugriffen geschützt?“ ab. Er verwies auf die aktuelle Studie des DIHK zum Stand der Digitalisierung in den deutschen Unternehmen. Demnach haben 53% der Unternehmen noch keine Digitalisierungsstrategie entwickelt. Vor diesem Hintergrund ist es zu erwarten, dass die mit der Digitalisierung verbundenen Anforderungen an die IT-Sicherheit noch nicht richtig aufgegriffen werden. Digitale Alternativlosigkeiten können den unternehmerischen Fortbestand verhindern.

In der abschließenden regen Diskussion wurde deutlich, dass die Teilnehmenden an weiteren Informationen zur Umsetzung der Digitalen Transformation auch anhand von Fallstudien interessiert sind. Dabei sollten neueste Entwicklungen und Ansätze zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen im Vordergrund stehen.

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