Nachbericht: RE vor Ort in Birkenfeld & Online am 06.10.2021

Tagung Produktionsintegrierter Umweltschutz (PIUS): „Kosteneinsparpotenziale erkennen und nutzen!"

Die Tagung „Produktionsintegrierter Umweltschutz (PIUS)“ fand am 06. Oktober 2021 unter dem Titel „Kosteneinsparpotenziale erkennen und nutzen!“ am Umwelt-Campus Birkenfeld (UCB) statt. Sie wird seit nunmehr 14 Jahren durch das Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) gemeinsam mit der SAM Sonderabfall-Management-Gesellschaft Rheinland-Pfalz mbH veranstaltet. Die Veranstaltung erfolgte 2021 außerdem in Kooperation mit dem Netzwerk Ressourceneffizienz im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Ressourceneffizienz vor Ort“. Das Netzwerk Ressourceneffizienz wird im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit von der VDI Zentrum Ressourceneffizienz GmbH koordiniert.

Die Traditionstagung wurde in diesem Jahr als Hybridveranstaltung durchgeführt, da aufgrund der anhaltenden Corona-Restriktionen nur eine begrenzte Teilnehmerzahl im Konferenzraum des Kommunikationsgebäudes am Umwelt-Campus Birkenfeld (UCB) möglich war. Im Rahmen der Online-Teilnahme wurden die Vorträge aus dem Konferenzraum live gestreamt und die Möglichkeit gegeben, sich online an der Diskussion zu beteiligen. Des Weiteren konnten Referenten, die nicht vor Ort waren, zugeschaltet werden.

Nach der Eröffnung der Tagung durch Staatssekretärin Katrin Eder, Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Rheinland-Pfalz wurden im Verlauf der Tagung – mit ca. 50 Teilnehmenden vor Ort und bis zu 150 online zugeschalteten Teilnehmenden – in Fachvorträgen die Themen Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft sowie der Einfluss der Digitalisierung fokussiert.

Im ersten Themenblock „EffCheck – Jetzt auch für Produkte“ wurde vorgestellt, wie eine Steigerung der Ressourceneffizienz durch Ansätze und Strategien der Circular Economy verwirklicht werden kann, insbesondere in Bezug auf die Produktgestaltung (Circular Design). Diese wurden anhand von unterschiedlichen Praxisbeispielen veranschaulicht.

Des Weiteren wurden Highlights und Erfolgsgeschichten des EffChecks vorgestellt. Mit diesen haben rheinland-pfälzische Unternehmen die Möglichkeit, beratende Unterstützung bei der Umsetzung von produktionsintegrierten Ressourceneffizienzmaßnahmen zu erhalten.

Im Rahmen eines neuen Formates des EffChecks sollen Unternehmen künftig auch bei der Entwicklung ressourceneffizienter Produkte Unterstützung erhalten können. In einem weiteren Vortrag wurde dazu Hintergrund und Ablauf des geplanten EffChecks Ecodesign vorgestellt. Dazu sind zunächst Pilotanwendungen des EffChecks in bis zu 10 Unternehmen mit Beratenden, die bereits Erfahrung im Bereich Ecodesign haben, vorgesehen.

Im abschließenden Vortrag des ersten Themenblocks wurde vorgestellt, wie im Upcycling-Zentrum (UpZent) des IfaS innovative Ansätze für die Gestaltung von Produkten wie Möbel und anderen Alltagsgegenständen angewandt werden. Ziel des im Rahmen der BMBF-Fördermaßnahme „Ressourceneffiziente Kreislaufwirtschaft - Innovative Produktkreisläufe“ (ReziProk) geförderten Projektes ist es, in Kooperationen mit lokalen Unternehmen Geschäftsmodelle und Designkonzepte für geschlossene Produktkreisläufe zu entwickeln und damit für die Umwandlung und Aufwertung von gewerblichen Reststoffen auf regionaler Ebene zu sensibilisieren und diese zu unterstützen.

Im zweiten Themenblock „Digitalisierung fördert Ressourceneffizienz“ wurde ein Einblick in den ökologischen Fußabdruck sowie den Energie- und Materialverbrauch, der durch Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) erzeugt wird, gegeben. Darüber hinaus wurde die Relevanz nachhaltiger Software für Ressourceneffizienz aufgezeigt und der Blaue Engel als eine Kennzeichnung von nachhaltiger Software sowie von energieeffizienten Rechenzentren vorgestellt. Neben verschiedenen Beispielen, wie Ressourceneffizienz durch IT und Künstliche Intelligenz (KI) verwirklicht werden kann, wurden die Perspektiven nachhaltiger Informationstechnik aufgezeigt. Mögliche Ansätze sind dabei Anbieter, Hersteller und Nutzende zu sensibilisieren, Nutzungszeiten von Software und Hardware zu verlängern und den Ressourcenverbrauch durch den Einsatz von IT-Lösungen zu verbessern.

In einem weiteren Beitrag wurde der Begriff „Internet der Dinge“ und die bereits bestehende Vernetzung verschiedener Produkte und Güter thematisiert. Dabei wurde aufgezeigt, dass die Herausforderung für Europa, um zukünftig im globalen Wettbewerb mithalten zu können, nicht fehlende Informatiker sind, sondern die Notwendigkeit, Ideen schneller umzusetzen und an den Markt zu bringen. Ein unterstützender Ansatz im Bildungsbereich, um in eine praktische Umsetzung zu kommen, ist das Konzept der IoT²-Werkstatt, wo mit einfachen Bauteilen und Softwarelösungen Produkte des Internet der Dinge entworfen und umgesetzt werden können. Dazu wurden Beispiele vorgestellt, wie die KI-Anwendung einer künstlichen Nase oder Bausätze für CO2 -Ampeln, die in Schulen selbst gestaltet und gebaut wurden.

Der dritte Themenblock „Kreislaufwirtschaft sichert Ressourcen“ wurde mit einem Überblick über Ansätze und Initiativen des Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Rheinland-Pfalz eingeleitet, die zur Stärkung der Kreislaufwirtschaft und zur effizienten Nutzung von Ressourcen und Rohstoffen beitragen.

Des Weiteren wurden Herausforderungen in der Kreislaufführung von Kunststoffen und bei der Verwendung von Kunststoff-Rezyklaten aufgezeigt. Auch wenn noch Herausforderungen für eine weitere Verbreitung bewältigt werden müssen, ist der Einsatz von Sekundär-Kunstoffen für die Ressourceneffizienz und den Klimaschutz eine wichtige Maßnahme. Ein Schritt für eine bessere Standardisierung von Qualitätsmerkmalen stellt die im Entwurf fertiggestellte DIN SPEC 91446 dar. Sie wird durch Datenqualitätslevels einen Standard für die Klassifizierung von Kunststoff-Rezyklaten für die Verwendung und den (internetbasierten) Handel bieten.

Ein weiterer Vortrag im dritten Themenblock thematisierte die Kreislaufwirtschaft in der Elektromobilität. Dabei wurden die Herausforderungen einer Transformation zu einer Elektromobilität aufgezeigt. Insbesondere die Rückgewinnung und Wiederaufbereitung von Fahrzeugbatterien erfordert neue Geschäftsmodelle, die einen zweiten Lebenszyklus von Batterien ermöglichen. Des Weiteren wird auch eine Transformation der derzeitigen Werkstätten hinsichtlich des eingesetzten Equipments und der Erfahrung im Umgang mit elektrifizierten Fahrzeugen nötig werden.

Im vierten und letzten Themenblock „Material- und Energieeffizienz in der Praxis“ wurde die Methode der Materialflusskostenrechnung (MFKR) nach der DIN ISO 14051 sowie die Vorgehensweise bei der Implementierung dieser Methode im Unternehmen vorgestellt. Mit der MFKR lassen sich Materialverluste und Verlustkosten aufdecken und dadurch Ansatzpunkte im Unternehmen identifizieren, die nicht nur zur Reduzierung der Kosten von Material und Energie, sondern auch zu mehr Klimaschutz beitragen können. Darüber hinaus wurden Angebote des VDI ZRE zur Unterstützung von KMU vorgestellt und eine Einführung in den kostenfrei verfügbaren Kostenrechner gegeben, der online und als App zur Analyse und Bewertung von Materialverlusten angewandt werden kann.

Zum Abschluss der Konferenz wurde das Förderprogramm zur Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz in gewerblichen Unternehmen (ERGU) vorgestellt. Ziel des branchenübergreifenden Förderprogramms ist es, den Energie- und Materialverbrauch, das Abfallaufkommen sowie die Treibhausgasemissionen von Unternehmen wirksam zu verringern und dadurch zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandortes Rheinland-Pfalz beizutragen.

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Hier finden Sie noch einmal die Vorträge im Überblick:

  • Moderation: Prof. Dr. Klaus Helling, Hochschule Trier
  • Eröffnung der Tagung durch Staatssekretärin Katrin Eder, Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Rheinland-Pfalz

Themenblock I: EffCheck - Jetzt auch für Produkte

  • Impulsvortrag: Dr. Peter Jahns, Effizienz-Agentur NRW
    Ressourceneffizienz und Circular Design
  • Impulsvortrag: Timo Gensel, Landesamt für Umwelt (LfU)
    Highligts des EffChecks
  • Impulsvortrag: Prof. Harald Steber, Prof. Dr. Klaus Helling, Hochschule Trier
    EffCheck Eco-Design
  • Impulsvortrag: Michael Schmidt, Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS)
    UPZENT als Teil der BMBF-Fördermaßnahme „Ressourceneffiziente Kreislaufwirtschaft - Innovative Produktkreisläufe“ (ReziProk)

Themenblock II: Digitalisierung fördert Ressourceneffizienz

  • Impulsvortrag: Prof. Dr. Stefan Naumann, Hochschule Trier
    Der ökologische Fußabdruck der Informationstechnik am Beispiel des Blauen Engel
  • Impulsvortrag: Prof. Dr. Klaus-Uwe Gollmer, Hochschule Trier
    Kreativ Ressourceneffizienz steigern

Themenblock III: Kreislaufwirtschaft sichert Ressourcen

  • Impulsvortrag: Dr. Rebecca Ilsen, Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität, Mainz
    Klimaschutz durch Kreislaufwirtschaft
  • Impulsvortrag: Prof. Dr.-Ing. Hans-Josef Endres, Institut für Kunststoff- und Kreislauftechnik, Leibniz Universität Hannover
    Kreislaufführung von Kunststoffen
  • Impulsvortrag: Prof. Dr. Matthias Vette-Steinkamp, Hochschule Trier
    Kreislaufwirtschaft in der Elektromobilität

Themenblock IV: Material- und Energieeffizienz in der Praxis

  • Impulsvortrag: Manuel Weber, VDI Zentrum Ressourceneffizienz GmbH, Berlin
    Materialflusskostenrechnung nach DIN ISO 14051
  • Impulsvortrag: Dr. Lars Steinke, Landesamt für Umwelt (LfU), Mainz
    Förderprogramme zur Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz in gewerblichen Unternehmen (ERGU)
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