Nachbericht: RE vor Ort | Online am 26.05.2021

Thema: Lean Management und Ressourceneffizienz

In Kooperation mit der Thüringer Energie- und GreenTech-Agentur GmbH (ThEGA) sowie den drei Industrie- und Handelskammern in Thüringen (IHK Erfurt, IHK Ostthüringen zu Gera und IHK Südthüringen) veranstaltete das Netzwerk Ressourceneffizienz am 26. Mai 2021 eine Online-Veranstaltung aus der Reihe „Ressourceneffizienz vor Ort“. Die Verknüpfung von „Lean Management und Ressourceneffizienz“ stand im Mittelpunkt der Veranstaltung. Rund 25 Personen nahmen an der Veranstaltung teil, die vom VDI Zentrum Ressourceneffizienz moderiert wurde.

Ziel der Veranstaltung war es, in das Thema Lean Management einzuführen und zu zeigen, wie durch Lean-Ansätze auch die Ressourceneffizienz im Unternehmen gesteigert werden kann.

Hier finden Sie noch einmal die Vorträge im Überblick:

  • Ressourceneffizienz durch Produktionsplanung und Lean Production
    Manuel Weber, VDI Zentrum Ressourceneffizienz GmbH, Berlin
  • Best-Practice: Wie gehen Lean-Ansätze und Ressourceneffizienz im Unternehmen Hand in Hand
    Carsten Schulze, PAS Deutschland GmbH, Neuruppin
  • Beratungs- und Fördermöglichkeiten für Unternehmen im Bereich Lean Management und Ressourceneffizienz in Thüringen
    Antje Welz, Industrie- und Handelskammer, Erfurt
    Michael Schenk, Thüringer Energie- und GreenTech-Agentur GmbH (ThEGA), Erfurt


Manuel Weber von der VDI Zentrum Ressourceneffizienz GmbH führte in seinem Vortrag „Ressourceneffizienz durch Produktionsplanung und Lean Production“ in das Thema Lean Management im produzierenden Gewerbe ein und erläuterte das Toyota Produktionssystem sowie die Entstehung und Anwendung von Lean Production und Ganzheitlichen Produktionssystemen.

Nach Richtlinie VDI 2870 Blatt 1 ist ein Ganzheitliches Produktionssystem (GPS) „ein unternehmensspezifisches, methodisches Regelwerk zur umfassenden und durchgängigen Gestaltung der Unternehmensprozesse“. Basis für ein erfolgreiches Ganzheitliches Produktionssystem ist die umfassende Verankerung und die ganzheitliche Betrachtung von Gestaltungsprinzipien und Methoden mit dem Ziel, dass diese von allen Mitarbeitenden auf den unterschiedlichen Unternehmensebenen verstanden und umgesetzt werden.

Zu den Gestaltungsprinzipien Ganzheitlicher Produktionssysteme gehören:

  • Standardisierung
  • Null-Fehler-Prinzip
  • Fließprinzip
  • Pull-Prinzip
  • Visuelles Management
  • Vermeidung von Verschwendung
  • Mitarbeiterorientierung und zielorientierte Führung
  • Kontinuierlicher Verbesserungsprozess

Manuel Weber stellte auf Grundlage der VDI-Richtlinie VDI 4800 Blatt 1 Strategien und Maßnahmen für die Steigerung der Ressourceneffizienz im Produktionssystem vor:

  • Fertigungsprozessoptimierung
  • Minimierung des Bearbeitungsvolumens
  • Vermindern von geplantem Verlust und Ausschuss
  • Vermindern von Lagerungsverlusten
  • Vermindern des Energieverbrauchs
  • Kreislaufführung von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen
  • Mitarbeiterqualifikation/-potenzial
  • etc.

Weitere Informationen zu Maßnahmen und Strategien – z. B. zur Kreislaufführung von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen – finden sich auf der Website des VDI Zentrums Ressourceneffizienz unter:
www.ressource-deutschland.de/instrumente/strategien-und-massnahmen/

Als Beispiel für Lean-Methoden zur Steigerung der Ressourceneffizienz führte Manuel Weber die Verschwendungsbewertung weiter aus. Dabei werden in der Produktion wertschöpfende und nicht-wertschöpfende Prozesse identifiziert und anschließend wird die Verschwendung mit priorisierten Lösungsansätzen und Maßnahmenplänen reduziert.

Von stetig wachsender Bedeutung für die Unterstützung von Lean-Ansätzen ist auch die Digitalisierung. Große Potenziale bieten sich z. B. in den folgenden Bereichen:

  • Produkt als Informationsträger steuert aktiv seinen Produktionsprozess
  • Konfiguration von (Standard-)Arbeitsanweisung und Arbeitsplätzen durch das Produkt
  • Schnellere, reaktive Problemlösung durch Zustandsüberwachung (Condition Monitoring) (z. B. durch Verknüpfung und Aufbereitung von Produkt- und Prozessdaten)
  • Proaktive Problemlösung durch vorausschauende Instandhaltung (Predictive Maintenance)
  • Aufwandsärmere Standardisierung von kundenindividuellen Arbeitsumfängen (z. B. Produkt stößt Konfiguration und Bereitstellung von Standardarbeitsdokumenten an)

Quelle: Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (2018): Leitfaden Industrie 4.0 trifft Lean – Wertschöpfung ganzheitlich steigern.

Anhand des Praxisbeispiels der J. Schmalz GmbH erläuterte Manuel Weber, wie ein Unternehmen durch Digitalisierung und One-Piece-Flow die Fehlerrate und den Abfall sowie Lagerfläche und Transport in der Produktion von Vakuum-Systemen für Automatisierungs-, Handhabungs- und Aufspanntechnik reduziert. Detaillierte Informationen dazu enthält der Film des VDI Zentrums Ressourceneffizienz „Material sparen durch Industrie 4.0 bei der Entwicklung und Produktion“: www.ressource-deutschland.tv/themen/allgemeines/industrie-4-0-material-sparen-bei-der-entwicklung-und-produktion

Zum Abschluss seines Vortrags wies Manuel Weber darauf hin, dass das VDI Zentrum Ressourceneffizienz in Kürze eine Kurzanalyse zum Thema „Ressourceneffizienz durch Produktionsplanung und Lean Production“ veröffentlicht.

Weitere Informationen zu den Kurzanalysen und den Ressourcenchecks des VDI Zentrums Ressourceneffizienz finden Sie unter: www.ressource-deutschland.de/publikationen/kurzanalysen, www.ressource-deutschland.de/nc/instrumente/ressourcenchecks/industrie-checks


Carsten Schulze, Geschäftsführer der PAS Deutschland GmbH in Neuruppin, stellte in seinem Vortrag „Best-Practice: Wie gehen Lean-Ansätze und Ressourceneffizienz im Unternehmen Hand in Hand“ die Vision des Unternehmens vor, bis 2025 beim Energieeinsatz CO2-Neutralität zu erreichen sowie beim Materialeinsatz 100 % Recyclingmaterial einzusetzen. 

Als Entwickler und Hersteller von Kabel- und Blendensystemen im Bereich der Weißen Ware setzt die PAS Deutschland GmbH kundenspezifische Systemlösungen für die Hausgeräteindustrie um. Dabei setzt das Unternehmen unter anderem auf Lean Production und die Betrachtung des Wertstroms, um Ressourcen effizient einzusetzen.

Anhand der Fließfertigung im Unternehmen sowie des Materialtransports und der Bestände verdeutlichte Carsten Schulze, welche Erfolge das Unternehmen im Bereich Ressourceneffizienz durch Lean Production bisher verzeichnen konnte. Er betonte, dass die Einbindung der Mitarbeitenden in die Prozesse dabei eine entscheidende Rolle spielt. Und auch die Digitalisierung und der Einsatz neuer Technologien wird zum Erreichen der gesteckten Ziele gezielt genutzt. Den derzeit geplanten Einsatz von Rezyklaten bezifferte Carsten Schulze konkret mit hohen Material-, CO2- und Kosteneinsparungen, wodurch die positiven Effekte noch einmal sichtbar gemacht wurden.

Das Fazit von Carsten Schulze in seinem Vortrag war, dass Lean Management gleichzusetzen ist mit maximaler Ressourceneffizienz. Und dass es sich lohnt, mit einer entsprechenden Vision zu Lean Production und Ressourceneffizienz im Unternehmen „loszulaufen“.

Weitere Informationen zur PAS Deutschland GmbH finden Sie unter: https://pas-net.biz/

Im Anschluss an die beiden Vorträge stellten Michael Schenk von der Thüringer Energie- und GreenTech-Agentur GmbH (ThEGA) in Erfurt sowie Antje Welz von der Industrie- und Handelskammer Erfurt „Beratungs- und Fördermöglichkeiten für Unternehmen im Bereich Lean Management und Ressourceneffizienz in Thüringen“ vor.

Die Thüringer Energie- und GreenTech-Agentur GmbH (ThEGA) bietet im Bereich Ressourceneffizienz folgende Beratungen an:

  • Initialberatung für Unternehmen und Verwaltungen
  • Interdisziplinäre Beratungen an der Schnittstelle zwischen Energie- und Ressourceneffizienz
  • Prozessberatung für Unternehmen und Verwaltungen
  • Bereitstellen von schriftlichen Fachinformationen
  • Technologie- und Fördermittelberatung

Außerdem stellte Michael Schenk die Vernetzungsaktivitäten der ThEGA im Bereich Ressourceneffizienz vor:

  • Regionales Informationsportal rund um die Ressourceneffizienz
  • Begleitung und Umsetzung der Landesinitiative Ressourcenschutz
  • Vernetzungs- und Sensibilisierungsveranstaltungen
  • Verleihung des Thüringer Energieeffizienzpreises an Unternehmen und Kommunen

Die drei Industrie- und Handelskammern in Thüringen (IHK Erfurt, IHK Ostthüringen zu Gera und IHK Südthüringen) bieten Informationen, individuelle (Erst-)Beratungen und Kontaktvermittlung zu allen umwelt- und energierelevanten Fragestellungen:

  • Betrieblicher Umweltschutz
  • Rohstoffsicherung und Recycling
  • Energieträger und Energieeffizienz
  • Managementsysteme
  • Abfall/Kreislaufwirtschaft
  • Klimaschutz

Antje Welz stellte in ihrem Vortrag den neuen IHK ecoFinder vor, als Deutschlands größtes Portal für Organisationen und Unternehmen aus der Umwelt- und Energiebranche, ergänzt um Anbieter von medizinischen Schutzausrüstungen und Corona-Tests. Weitere Informationen unter: www.ihk-ecofinder.de

Zudem bieten die Industrie- und Handelskammern ein Vermittlungssystem für verwertbare Abfälle und Produktionsrückstände an. Die IHK-Recyclingbörse führt das Angebot von und die Nachfrage nach verwertbaren Abfällen zusammen. Weitere Informationen dazu unter: www.ihk-recyclingboerse.de

Zusätzlich zu den Beratungsangeboten erwähnte Frau Welz das Regionale Lean-Production-Netzwerk, in dem sich seit 2015 Thüringer Unternehmen zu praxisnahen Problemstellungen rund um die Thematik Lean Production („schlanke Produktion") treffen und austauschen. Außerdem lud Frau Welz die Teilnehmenden zu den verschiedenen Veranstaltungen im Bereich Innovation, Umwelt und Energie ein, die die Arbeitsgemeinschaft der Industrie- und Handelskammern in Thüringen durchführt – u. a. den Thüringer Umwelttag am 08. September 2021.

Weitere Informationen zu den Angeboten der Thüringer Energie- und GreenTech-Agentur GmbH (ThEGA) in Erfurt sowie der Industrie- und Handelskammern in Thüringen finden Sie hier: www.thega.de; www.erfurt.ihk.de; www.gera.ihk.de; www.suhl.ihk.de

Insgesamt zeigten die Vorträge und Diskussionen bei der Online-Veranstaltung, dass Lean Management und Ressourceneffizienz sich sehr gut verknüpfen lassen. Insbesondere das Beispiel der PAS Deutschland GmbH verdeutlichte, dass Unternehmen, die eine Vision ihrer erwünschten Einsparpotenziale im Bereich Energie und Material haben, durch Lean-Ansätze Schritt für Schritt ihre gesetzten Ziele im Bereich Ressourceneffizienz erreichen können.

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