Nachbericht: RE vor Ort in Ahlen am 21.03.2018

Gemeinsam mit vielen Partnern aus der Region vernetzte das Effizienz Forum Wirtschaft zum fünften Mal Unternehmen, Anbieter und Anwender. Dazu kamen am 21.03.2018 über 200 Akteure aus produzierenden Unternehmen und Dienstleistung in der Zeche Westfalen in Ahlen zusammen, um gemeinsam von praxisorientierten effizienzsteigernden Lösungen zu lernen.

Die Veranstaltung fand im Rahmen der Reihe Ressourceneffizienz vor Ort statt. Partner und Mitveranstalter waren neben der Effizienz-Agentur NRW, die EnergieAgentur.NRW, der VDI Münsterland, die Handwerkskammer Münster, die regionalen Wirtschaftsförderer und Kreise aus Warendorf, Ahlen, die Borken, Bocholt und Coesfeld, die IHK Nord Westfalen, Münsterland e.V. sowie das Netzwerk Ressourceneffizienz.

Die Veranstaltung bot mit einer Keynote, drei Foren mit jeweils vier Vorträgen und 30 Ausstellern der begleitenden Messe viele Möglichkeiten zur regen Diskussion und spannende Einblicke in aktuelle und zukünftige Effizienzprojekte und Herausforderungen. Es wurde gezeigt, welche Chancen und Potenziale sich hinter Schlagworten wie Industrie 4.0, Blockchain, agile Produktentwicklung verbergen und wie Unternehmen solche Ansätze für sich nutzen können.

Im Keynotevortrag „Blockchain macht es möglich - Transparenz in der Lieferkette und Rückverfolgung von Materialien“ zeigte Martina Prox, iPoint-systems gmbh / ifu Hamburg, auf, wie sich diese neue Technologie auch außerhalb der Finanzbranche einsetzen lässt.

Prox: „Es ist im Grunde eine Art digitaler Kontoauszug für Geschäfte zwischen Computern.“ Dabei werde jede Veränderung genau erfasst. Zusätzlich werden diese Daten dezentral und transparent auf vielen verschiedenen Rechnern gespeichert. Somit sei die Information nicht mehr – oder nur mit größtem Aufwand – zu verändern. Als ein aktuelles Umsetzungsbeispiel im Business-to-Business-Bereich nannte sie Konfliktmineralien. Hier ist es möglich mithilfe der Blockchain eine Nachverfolgbarkeit von Rohstoffen von der Miene entlang der Verarbeitungs- und Lieferkette bis zum Produkt zu ermöglichen. Durch diese Nachverfolgbarkeit werde es möglich, umwelt- und sozialverträglich gewonnene und verarbeitete Mineralien, die zur Herstellung vieler Alltagsprodukte wie Akkus, Handys etc. als unverzichtbare Technologiemetalle benötigt werden, eindeutig nachzuweisen.

Eine Auswahl aus dem umfangreichen Forenprogramm:
Im Forum Energie- und Ressourceneffizienz stellte Viktor Becker vom VDI Zentrum Ressourceneffizienz vor 40 Teilnehmenden „Chancen für Ressourceneffizienz durch Digitalisierung“ vor. Industrie 4.0 sei im Ergebnis nichts anderes als die vollständige Erfassung und Optimierung aller Energie- und Stoffströme entlang des gesamten Lebenswegs eines Produkts. Er zeigte auf, anhand welcher Möglichkeiten die Digitalisierung im verarbeitenden Gewerbe zur Einsparung von Ressourcen führen kann.

Agile Produktentwicklung war das Thema von Dr. Sebastian Barg vom Werkzeugmaschinenlabor der RWTH Aachen. Am Beispiel des e.GO, ein in Aachen hergestellte Elektroauto, das seit 2018 auf dem Markt ist, erläuterte er die Produktentwicklung nach agilen Methoden. Bei der Entwicklung einer Userstory, gehe es darum anhand der Bedürfnisse des Kunden ein Produkt zu entwickeln. Hierbei stehe insbesondere in der Designphase das Fragenstellen anstelle von Definition von Anforderungen im Mittelpunkt. Auf diese Weise lassen sich Produkte schneller, kostengünstiger aber vor allem Zielgruppenspezifischer und nach dem aktuellen Bedarf der Nutzer konzipieren. Auf dem Weg zum fertigen Produkt werden durch Iterationen die Produktqualität und der Kundennutzen erhöht. Agile Methoden, die ursprünglich ausschließlich in der IT-Branche Anwendung fanden, werden nun – laut Dr. Barg – zunehmend auch im klassischen Werkzeugmaschinenbau eingesetzt.

Viel Raum für große Ideen: Unter diesem Leitgedanken stellte Jochen Keuschnig von der Systec Electronik und Software GmbH den eigens entwickelten industrietauglichen 3D-Drucker (FDM) vor. Das Unternehmen benötigte für die eigene Prototypenfertigung selbst einen 3D-Drucker, der in der Lage war, Objekte in Dimensionen von über einem Kubikmeter zu drucken. Am Markt war zur jener Zeit keine Anlage verfügbar, die den Anforderungen großes Volumen und hohe Präzision nachkam. Also wurde die Entwicklung kurzerhand selbst übernommen. Denn die Automatisierter besitzen das Know-how zur Entwicklung eines innovativen 3D-Drucksystems. Der Sondermaschinenbau inklusive einbaufertiger Bewegungssysteme mit Lineareinheiten und Drehtischen, Positioniersteuerungen sowie der dazugehörigen Steuerungstechnik und Software gehören zum Portfolio des Unternehmens. Somit konnte Systec – neben der Entwicklung des Druckkopfes und Software – auf erprobte mechatronische Systeme zurückgreifen. Weiterhin zeigte Jochen Keuschnig anhand einiger Beispiele auf, welche mitunter drastischen Einsparungen natürlicher Ressourcen als auch ökonomische Vorteile die additive Fertigung gegenüber konventionellen Verfahren bietet.

Markus Schroll von innowise GmbH sprach zum Thema „Instandhaltung in der Industrie 4.0 - Herausforderung und Lösungen für den betrieblichen Alltag“. Instandhaltung sei ein Riesenthema für Betriebe unabhängig von Größe und Branche und ein Treiber für Industrie 4.0. Der Datenaustausch zwischen Produktion und Instandhaltung ist meist machbar für Unternehmen, aber der Austausch mit externen Dienstleistern und Anlagenbauern ist bisher schwer zu beherrschen. Hier müsse man weg von Silodenken, so Herr Schroll. Neben den Effizienzgewinnen, die die Digitalisierung der Produktion zweifelsfrei mitbringe, sei die Kompetenzentwicklung und das Wissensmanagement bei den Mitarbeitenden von besonderer Bedeutung. Darüber hinaus sind nicht alle Daten hilfreich und sinnvoll, auch hier ist eine Kosten-Nutzen-Abwägung wichtig, weg von Big Data hin zu Smart Data war sein Rat.

Weitere Schwerpunkte des Tages umfassten die Digitalisierung im Mittelstand sowie Fragen der Nachwuchsgewinnung und Förderung. Jörg Hakenesch von der örtlichen Wirtschaftsförderungsgesellschaft Ahlen freute sich, beim „Effizienz-Forum“ finden sich die richtigen Ansprechpartner. Das zeige schließlich auch die andauernde Vergrößerung des Forums von anfänglich knapp 100 auf aktuell fast 250 Teilnehmer.

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