Nachbericht: RE vor Ort in Bielefeld und Online am 10.09.2020

Thema: Ressourceneffizienz 4.0

Am 10. September 2020 führte das Netzwerk Ressourceneffizienz in Kooperation mit der Effizienz-Agentur NRW eine hybride Veranstaltung aus der Reihe „Ressourceneffizienz vor Ort“ unter dem Titel „Ressourceneffizienz 4.0“ als Teil der Veranstaltungsreihe solutions OWL durch. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren entweder live vor Ort im Technologiezentrum Bielefeld oder virtuell per GoToMeeting in die Veranstaltung eingebunden.

Ziel der Veranstaltung war es, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern praktische Ansätze und Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen, wie die Digitalisierung in produzierenden Unternehmen für eine effizientere Produktion eingesetzt werden kann und wie Unternehmen sich unter Beachtung von Material- und Energieeffizienzpotenzialen in ihren Digitalisierungsstrategien besser für die Zukunft rüsten können – Stichwort „Ressourceneffizienz 4.0“.

Die Vortragenden zum Thema „Ressourceneffizienz 4.0“ waren:

• Dr. Jan Philipp Menn, VDI Zentrum Ressourceneffizienz GmbH, Berlin
• Gabriele Paßgang, Effizienz-Agentur NRW, Regionalbüro Bielefeld

Ausgangspunkt der Veranstaltung war die Rolle, die die Digitalisierung in der Vernetzung industrieller Prozesse spielt. Diese Entwicklung verändert schon jetzt nachhaltig die Art und Weise, wie wir produzieren, arbeiten und konsumieren. Wenn Informationen in Echtzeit verfügbar sind, können einzelne Produktionsprozesse und ganze Wertschöpfungsketten so gesteuert werden, dass Kapazitäten optimal ausgelastet werden und darüber hinaus Material- und Energieverbrauch sinken.

Dr. Jan Philipp Menn von der VDI Zentrum Ressourceneffizienz GmbH berichtete in seinem Vortrag anschaulich über Ressourceneffizienzpotenziale durch Augmented Reality (AR). Mit Beispielen aus der MAN Energy Solutions SE in Berlin verdeutlichte Dr. Jan Philipp Menn, wie Augmented Reality speziell in der Instandhaltung eingesetzt werden kann, um Fehler zu vermeiden und somit Material und Ressourcen einzusparen. Mit Hilfe einer AR-App können beispielsweise additiv gefertigte und vereinfachte Kompressorenmodelle virtuell in ihre Einzelteile zerlegt werden, um den Aufbau besser zu verstehen. Mit einer AR-HoloLens können Mitarbeitende per virtueller Anleitung originale Bauteile einfacher und schneller reparieren. Durch die Digitalisierung ganzer Prozessketten von der Konstruktion bis zur Montage können ebenfalls Ressourcen eingespart und Fehler vermieden werden.

Außerdem gab Dr. Jan Philipp Menn erste Einblicke in eine laufende Studie, die sich mit dem Einfluss von Künstlicher Intelligenz (KI) im Hinblick auf die betriebliche Ressourceneffizienz im verarbeitenden Gewerbe beschäftigt. Die Studie wird im Auftrag der VDI Zentrum Ressourceneffizienz GmbH derzeit von Deloitte und Fraunhofer IPA erstellt. 80 % der für die Studie befragten Unternehmen stimmen voll oder teilweise zu, dass der Einsatz von KI zur Verbesserung im Rahmen der betrieblichen Ressourceneffizienz beitragen kann. Ziel der Studie ist es, unter anderem Praxisbeispiele für die Anwendung schwacher KI in Unternehmen publik zu machen sowie Handlungsfelder für Industrie, Politik und Wissenschaft aufzuzeigen.

Dr. Jan Philipp Menn wies des Weiteren darauf hin, dass das VDI Zentrum Ressourceneffizienz eine spezielle Weiterbildung „Spezialisierung Ressourceneffizienz durch Digitalisierung“ anbietet.

Weitere Informationen zur VDI Zentrum Ressourceneffizienz GmbH und zu den Weiterbildungen finden Sie unter: www.ressource-deutschland.de; www.qualifizierung-re.de

Gabriele Paßgang von der Effizienz-Agentur NRW machte mit Praxisbeispielen aus Unternehmen in Nordrhein-Westfalen deutlich, dass sich die Beschäftigung mit Ressourceneffizienz 4.0 im Betrieb bemerkbar auszahlt. Die Unternehmen setzen dabei Schwerpunkte für die Digitalisierung in den Handlungsfeldern Auftragsklärung, Kalkulation, Auftragsabwicklung und Unternehmenszukunft.

Beim Handlungsfeld „Auftragsklärung“ kann das Ziel für Ressourceneffizienz 4.0 beispielsweise lauten: Erreichung einer eindeutigen digitalisierten Auftragsbeschreibung auf einem zentralen, datenführenden System betreffend Auftragsgegenstand, Termin, Preis, Menge, Lieferort. Gabriele Paßgang stellte hierzu das Beispiel der P.F. FREUND & CIE. GmbH aus Wuppertal vor. Das neue ERP-System der Firma P.F. FREUND ermöglicht dem Kunden eine medienbruchfreie (d. h. komplett elektronische) Bestellung aller Produkte des Unternehmens. Übertragungsfehler gehören der Vergangenheit an und die Zahl der Fehllieferungen konnte drastisch reduziert werden.

Beim Handlungsfeld „Kalkulation“ kann das Ziel für Ressourceneffizienz 4.0 beispielsweise lauten: Herstellung von verursacherbezogener Kostentransparenz in Bezug auf Aufträge sowie Produkte und Prozesse durch die digitale Anbindung von Maschinen und Anlagen an das datenführende System. Als Beispiel dazu präsentierte Gabriele Paßgang die Edelstahlwerke Schmees GmbH in Langenfeld. Die Integration einer Ressourcenkostenrechnung in ein neues ERP-System ermöglicht den Edelstahlwerken Schmees eine verursachergerechte Kostenzuordnung, die bei der Kalkulation Berücksichtigung findet.

Beim Handlungsfeld „Auftragsabwicklung“ kann das Ziel für Ressourceneffizienz 4.0 beispielsweise lauten: Digitale Abbildung von Planung, Optimierung, Visualisierung und Durchführung aller Aufträge unter Einsatz eines zentralen datenführenden Systems. Als Beispiel führte Gabriele Paßgang die Horst Otten GmbH in Lippstadt an. Mit Unterstützung einer neuen Software für den Zuschnitt der Bezugsstoffe für die Möbel wird die Verschnittmenge bei den Stoffen erheblich verringert, auch der Holzzuschnitt konnte passgenauer und damit materialschonender gestaltet werden.

Beim Handlungsfeld „Unternehmenszukunft“ kann das Ziel für Ressourceneffizienz 4.0 beispielsweise lauten: Ressourceneffizienz als strategischer Beitrag zur Unternehmensentwicklung zur Sicherstellung einer dauerhaften und langfristigen Unternehmensentwicklung durch Prinzipien der Prozess- und Ressourceneffizienz. Gabriele Paßgang stellte dazu als Beispiel die Putzier Oberflächentechnik GmbH aus Leichlingen vor. Die Erweiterung der Finanzbuchhaltung durch eine Ressourcenkostenrechnung (RKR) eröffnet – in Verbindung mit einer automatisierten Erfassung der Material- und Energiedaten im ERP-System – neue Perspektiven für die Weiterentwicklung des Unternehmens, u. a. durch einen Fokus auf Prozesse mit hoher Wertschöpfung und geringem Ressourcenverbrauch.

Nach den Beispielen gab Gabriele Paßgang noch konkrete Hinweise zu Beratungsangeboten und Fördermöglichkeiten für Unternehmen speziell im Bereich Ressourceneffizienz durch Digitalisierung.

Weitere Informationen zur Effizienz-Agentur NRW finden Sie hier: www.ressourceneffizienz.de

Eine interaktive Diskussion zwischen den präsenten und den online-zugeschalteten Teilnehmenden rundete die Veranstaltung ab. Insgesamt zeigte sich, dass die Digitalisierung viel Potenzial für die Ressourceneffizienz bietet und dass Unternehmen, die einen konsequenten Weg Richtung Ressourceneffizienz 4.0 einschlagen, damit relativ schnell Erfolge erzielen können.

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