Nachbericht: RE vor Ort in Dresden am 23.11.2017

Sachsen ist eine traditionelle Bergbau-Region und gleichzeitig ein Standort für Innovationen im Bereich Ressourceneffizienz und Digitalisierung.

Wie das alles zusammenpasst, wie man durch Energie- und Materialeffizienz Geld spart und welche Herausforderungen und Chancen sich für Unternehmen durch die Digitalisierung ergeben, war Thema am 23.11.2017 in Dresden. Die Veranstaltung im Rahmen der Reihe Ressourceneffizienz vor Ort wurde von Netzwerk Ressourceneffizienz und dem Helmholz-Institut für Ressourcentechnologie Freiberg (HIF) gemeinsam im Hygiene Museum durchgeführt.

Rund 20 Teilnehmende diskutierten wie man über den Tellerrand der Energieeffizienz hinaus schauen und wie sich der Megatrend Digitalisierung praktisch angehen lässt. Experten vom RKW Sachsen, dem Unternehmen ZINQ®, und dem VDI Zentrum Ressourceneffizienz sowie dem HIF boten Impulse zur ausgiebigen Diskussion.

Professor Markus Reuter vom HIF zeigte anhand einer von ihm gemeinsam mit dem Unternehmen Fairphone durchgeführten Studie zur Rezyklierbarkeit dieses modularen Smartphones auf, wie der Zusammenhang von Digitalisierung und Recyclingfähigkeit für ein Konsumentenprodukt sich darstellt. Trotz dem Ziel der vollständigen Kreislaufführung ist dies selbst bei dem einzigen vollkommen zerlegbaren Smartphone nicht möglich. Lediglich sondern eine Recyclingrate von etwa 30 % konnte erreicht werden, wie durch eine Simulation des Helmholz-Institut für Ressourcentechnologie Freiberg ermittelt werden konnte.

Die Studie Ressourceneffizienz durch Industrie 4.0 – Potenziale für KMU des verarbeitenden Gewerbes stand im Mittelpunkt des Vortrags von Julia Herr von der VDI Zentrum Ressourceneffizienz GmbH. Anlass zu Diskussionen und Anregungen für eigene Umsetzungen im Unternehmen bot das „Klassikerthema“ Druckluft und ein Konfigurator. Beide werden mithilfe von Apps bearbeitet, und stellen somit einen ersten Einstieg in die Digitalisierung dar: Druckluftleckagen lassen sich per App orten und analysieren. Eine Konfigurationsapp ermöglicht es, Kundenanforderungen im Vorfeld zu definieren und dadurch Material und vor allem Logistikkosten zu reduzieren.

Lars Baumgürtel Geschäftsführer des Unternehmens Vogt & Schweizer zeigte auf, welche Effizienzpotentiale bei einem kreislauffähigen Produkt wie Zink möglich sind. Hier stellt die Zinkschmelze bei 420-450 Grad Celsius energetisch die größte Herausforderungen dar. Da der Prozess hier kaum zu optimieren ist, und auch viele Parameter in der Produktionsinfrastruktur, beispielsweise Umstellung auf LED-Beleuchtung schon durchgeführt sind, liegt der Fokus der Unternehmensaktivitäten auf der Produktoptimierung. Daher hat das Unternehmen u.a. microZINQ® entwickelt, das als innovative Hochleistungsoberfläche technische Leistungsfähigkeit mit Rohstoffeffizienz und -effektivität im Prozess und am Produkt vereint. Dies wurde u.a. 2013 mit dem Rohstoffeffizienz-Preis ausgezeichnet. Durch die Crade2Cradle-Zertifizierung wurden weitere neue Denkanstöße im Unternehmen initiiert und intern umgesetzt, unter anderem auch die Erhöhung der Sekundärzinkrate als strategisches Unternehmensziel verankert, so Baumgürtel.

Praxisbeispiele aus dem go-effizient Programm sowie Unterstützungsmöglichkeiten des Landes Sachsen stellte Konrad Müller vom RKW Sachsen vor. Auch hier zeigte sich, dass eine Voraussetzung für die Digitalisierung darin besteht, die eigenen Prozesse gut zu kennen, dann lassen sie sich –auch mit Hilfe von Digitalisierung – weiter optimieren. Die Mittelstandrichtlinie Sachsen unterstützt auch seit Jahresbeginn 2017 sächsische Unternehmen bei Digitalisierungsmaßnahmen. Diese werden in Sachsen bislang zumindest von mittelständischen Unternehmen eher verhalten angegangen. Entweder möchte man die eigene Prozesse und Daten nicht offenlegen oder man hat vor wenigen Jahren bereits in eine neue IT-Infrastruktur investiert und glaube, die genüge für eine Digitalisierung des Unternehmens, so das Fazit von Herrn Müller.

Eine ESCO wird zur RESCO - Ressourceneffizienz auf dem Weg von der Beratung zur Dienstleistung

Ursprünglich wurde das Unternehmen Cleopa GmbH als Energy Servicing Company, also als Energiecontracting-Unternehmen gegründet. Wie sich dieses Unternehmen innerhalb von 20 Jahren immer mehr zu Ressourcenservice Unternehmen entwickelt hat, führte Detlev Olschewski in seinem Vortrag aus. Energieeffizienz ist meist der Türöffner, daraus ergeben sich sehr häufig Folgeprojekte, die zunehmend den Schwerpunkt auch in der Prozess- und Produktoptimierung haben, und sich damit direkt auf die Ressourceneffizienz auswirken.

Die Vorträge und die anschließende Diskussion mit den Teilnehmenden haben gezeigt, Digitalisierung ist ein Trend, der alle Unternehmen betreffen wird bzw. schon betrifft. Sie wird dabei unterstützen, Waren- und Materialströme transparent zu gestalten und die Wirtschaft einer Kreislaufwirtschaft, die aus Metallurgischer Sicht niemals vollständig sein kann, zumindest näher bringen.

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