Gemeinsam mit der WTSH-Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein und der IHK Kiel führte das Netzwerk Ressourceneffizienz am 10.10.2017 in Kiel eine Ressourceneffizienz vor Ort-Veranstaltung „Ressourceneffizienz in der Produktion“ mit rund 40 Teilnehmenden durch.
Die Digitale Fabrik, der Kontinuierliche Verbesserungsprozess (KVP) sowie der Abbau von Rohstoffen wie Kiese und Sande aus dem Hohen Norden waren Gegenstand der Vorträge und ausgiebigen Diskussionen.
Die Materialwirtschaft ist im industriellen Produktentstehungsprozess eines der wichtigsten Kostenfaktoren. Eine Leitidee im Ressourceneffizienzprogramm der Bundesregierung (ProgRess) „…strebt eine Entkoppelung des Wirtschaftswachstums vom Ressourceneinsatz sowie Senkung der damit verbundenen Umweltbelastungen …“ an. Übersetzt heißt es: je weniger Material für ein Produkt/Dienstleistung eingesetzt werden muss, umso höher ist die Rendite bei gleichzeitiger Umweltschonung. Staatssekretär Tobias Goldschmidt vom Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und Digitalisierung in Kiel betonte in seinem Grußwort, dass die Brisanz des Themas kontinuierlich steigt. Durch den jährlich nach vorne rückenden „Earth Overshoot Day“, der Tag im Jahr, an dem die menschliche Nachfrage die Wiederherstellungsfähigkeit der natürlichen Ressourcen übersteigt, wird dies fühlbar verdeutlicht.
Prof. Dr.-Ing. Henning Strauß von der Fachhochschule Kiel zeigte in seinem Impulsvortrag den Weg zur Digitalen Fabrik auf. So stehen Unternehmen heute vor der Mammutaufgabe, eine komplette Individualisierung ihrer Produkte für ihre Kunden zu ermöglichen: Autohersteller fertigen nicht mehr nur eine Fahrzeugtür sondern bis zu 32.000 verschiedene Varianten pro Modell. Dies ist nur mit Hilfe von Digitalisierung möglich.
Rüdiger Bachorski, bachorskidesign – produktentwicklung aus Lübeck, zeigte auf, wie wichtig es ist Designer schon bereits zu Beginn eines Produktionsprozesse mit einzubinden und nicht erst am Ende das fertige Produkt hübsch zu machen. Dies untermalte bildlich u.a. am Beispiel von Heiztrocknern für das Bauwesen. Diese sehen bei gleichen funktionalen Eigenschaften, wenn Anforderungen wie geringes Gewicht und Stapelbarkeit von Anfang an mitgedacht werden, völlig anders aus und lassen sich nicht nachträglich „dazu designen“.
Wirtschaftliche Erfolge durch Material- und Energieeffizienz stellte Julia Herr vom VDI Zentrum Ressourceneffizienz aus Berlin vor. Anhand eines Beispiels aus einem besuchten Unternehmen wurde deutlich, dass auch kleine, teilweise einfache Projekte wie Optimierung der Lagerhaltung, Druckluftgebrauch aber natürlich auch die „großen Räder“ wie Digitalisierung enorme Auswirkungen auf die Ressourceneffizienz und damit die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen haben.
Toine Biemans, Leiter Forschung und Entwicklung von Worlée Chemie GmbH in Lauenburg, veranschaulichte wie sein Unternehmen Lacke aus natürlichen Rohstoffen herstellt und dabei Kooperationen mit Kunden, Landwirten und Verfahrenstechnikern eingeht. So wird beispielsweise auf die Nutzung von Palmöl, das häufig aus umweltkritischen Quellen stammt wegen seiner chemischen Struktur aber benötigt wird, verzichtet und dafür in Forschung mit alternativen heimischen Rohstoffen wie Leindotteröl investiert. Dadurch erhalten die Kunden ein regionales Produkt mit gleichen Eigenschaften.
Abschließend stellte David Allonge von H. & J. Brüggen KG aus Lübeck eindrücklich vor, wie sich ein Kontinuierlicher Verbesserungsprozess auf den Ressourceneinsatz auswirkt. Er zeigte auf welchen Zusammenhang es zwischen Wartungs-, Reparatur- und Investitionskosten gibt und wie sich das direkt auf die Herstellungskosten für sein Produkt – Müsli – auswirkt.
Die Veranstaltung hatte das Ziel, Potentiale zur Optimierung von Prozessen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit aufzuzeigen und diese durch Best Practice Beispiele zu veranschaulichen, auf Förderprogramme zu verweisen und der Vernetzung zu dienen. Dementsprechend sagte ein teilnehmender Unternehmer schon vor der Pause: „Ich habe heute schon viel gelernt und die Kontakte geknüpft, die ich brauche. Der Besuch hat sich jetzt schon gelohnt.“