Nachbericht: RE vor Ort | Online am 18.03.2021

Thema: Vernetzungstreffen Ressourceneffizienz durch Digitalisierung

Am 18. März 2021 führte das Netzwerk Ressourceneffizienz in Kooperation mit dem Beraternetzwerk FABRIKtester.de online eine Ressourceneffizienz vor Ort-Veranstaltung unter dem Titel „Vernetzungstreffen Ressourceneffizienz durch Digitalisierung“ durch. 21 Personen nahmen an der Veranstaltung teil. Die Veranstaltung wurde vom VDI Zentrum Ressourceneffizienz und vom Beraternetzwerk FABRIKtester.de moderiert.


Ziel der Veranstaltung war es, den Austausch zum Thema Ressourceneffizienz mit dem Schwerpunkt Digitalisierung zu ermöglichen und den Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine Plattform zur Vernetzung zu bieten. Perspektivisch soll ein Anwendernetzwerk entstehen, in dem sich interessierte Teilnehmende regelmäßig zum Thema „Ressourceneffizienz durch Digitalisierung“ austauschen können.

Zum ersten Vernetzungstreffen kamen vor allem Personen, die bereits an einer Weiterbildung zum Thema Ressourceneffizienz durch Digitalisierung teilgenommen haben oder entsprechende Anwendungen in ihren Unternehmen oder Beratungen durchführen. Sie konnten ihr Wissen bei der Veranstaltung vertiefen sowie Chancen und Herausforderungen mit anderen Anwendern, Lösungsanbietern und Multiplikatoren diskutieren.

Die Veranstaltung startete mit einer Vorstellungsrunde, in der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihren Bezug zum Thema Ressourceneffizienz sowie ihre Motivation zur Vernetzung mit dem Schwerpunkt Ressourceneffizienz und Digitalisierung darstellten. Es wurde deutlich, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer v. a. an der Umsetzung von Digitalisierungslösungen in der betrieblichen Praxis interessiert sind und gerne Erfahrungen austauschen möchten, welche Potenziale im Bereich Ressourceneffizienz durch entsprechende Digitalisierungslösungen gehoben werden können.

Dr. Robert Harms von der 5thIndustry GmbH in Berlin stellte als Digitalisierungsanbieter in einem Vortrag konkrete Praxislösungen vor. Zunächst erläuterte Dr. Harms die Zielsetzung des Unternehmens: „5thIndustry entwickelt für produzierende Unternehmen die nächste Generation von Fertigungsmanagementsystemen und gestaltet die Industrie von Morgen mit digitalen Lösungen für kollaborative Wertschöpfung in selbstorganisierten Netzwerken.“

Anhand der Frage „Industrie 4.0 in der Sackgasse?“ erläuterte Dr. Harms die heute noch vielerorts vorhandene Lücke zwischen der Vision von Industrie 4.0 (flexible Produktion, kundenorientierte Lösungen, Einsatz von Daten, Ressourcenschonende Kreislaufwirtschaft etc.) und der Realität in Unternehmen (papierbasiert, Medienbrüche, maschinenzentriert, starr & unflexibel etc.).

Dr. Harms betonte, dass Fabriken hochkomplexe soziale Systeme sind und Digitalisierung daher vor allem Kommunikation ermöglichen muss. Es wird eine Informationssymmetrie gebraucht, damit beispielsweise die Werkerin vor dem Beginn ihrer Arbeit direkt die passenden und relevanten Informationen aus den anderen Abteilungen erhält und sich nicht verteilte und unsichere Informationen selbst besorgen und aufbereiten muss.

Damit Digitale Lösungen auf den Nutzer abgestimmt werden können, sollten sie evolutionär entwickelt werden – z. B. mithilfe eines Design-Thinking-Ansatzes. Phase 1: Durch Interviews, Beobachten, Geschichten, Mitlaufen ist es möglich, Probleme, Einflussfaktoren, Personen, Prozesse und Informationen zu verstehen und daraus die Nutzerbedürfnisse zu dokumentieren. Phase 2: Durch das Bauen von Prototypen, das Durchführen von Tests und das Anpassen der Prototypen wird die Lösung für den Nutzer entwickelt. Wöchentliche Iterationen ermöglichen eine passgenaue Entwicklung vom Mockup/Wireframe über den Prototypen bis zum Produkt.

Eine Digitale Lösung muss auch auf den Digitalen Reifegrad eines Unternehmens abgestimmt und der Kunde an seinem jeweiligen Standort abgeholt werden: von der niedrigsten Stufe „Erfassen“ über die nächsten Stufen „Sehen“, „Verstehen“ und „Vorhersehen“ bis zur höchsten Stufe „Automatisieren“.

Anhand eines Praxisbeispiels erläuterte Dr. Harms, die Durchführung eines Workshops zur Entwicklung einer Digitalisierungsroadmap für die Produktion: Von konkreten Bedürfnissen (basierend auf operativen Herausforderungen) … zu priorisierten digitalen Use Cases (abgestimmt im Team) … in die nahtlose Implementierung (in Teamboxen oder fertigen 5i Apps).

5thIndustry bietet Unternehmen mit seinen 5i Apps einen Baukasten fertiger Digitalisierungslösungen an, die es ermöglichen, sofort Werksprozesse zu digitalisieren. Die 5i Apps können passend auf die Bedürfnisse des Kunden zusammengesetzt werden:

  • 5i.Protocol:
    Prüf- und Arbeitspläne erstellen, Qualität dokumentieren und Prüfberichte erstellen
  • 5i.Progress:
    Produktionsfortschritt messen, Störungen melden und dokumentieren
  • 5i.Safety:
    Arbeitssicherheit einfach managen, Audits und Sicherheitsbegehung digital durchführen
  • 5i.Quality:
    Qualitätsmeldungen und -maßnahmen managen, Ursachen analysieren
  • 5i.Maintenance:
    Instandhaltung managen, Anlagen und Werkzeuge verwalten


Weitere Informationen zur 5thIndustry GmbH finden Sie unter: https://5thindustry.de

Aus dem Kreis der Teilnehmenden präsentierte anschließend Florian Tomaschko von der Technischen Hochschule Rosenheim - Fachgebiet Sustainable Engineering & Management – das „Forschungsprojekt ReFer“. Die Vision des Forschungsprojekt ist, die fortschreitenden technischen Möglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen, um die Prozesse entlang der Wertschöpfungskette ressourceneffizienter zu gestalten.

Ausgehend von dem Problem, dass in Unternehmen oftmals große Datenmengen vorhanden sind, diese aber nicht genutzt werden sowie vorhandene Maschinenparks oft nicht IoT fähig und Neuanschaffungen sehr kostenintensiv sind, hat das Forschungsprojekt folgende Ziele:

  • Nutzbarmachung der bereits vorhandenen Daten und Einbindung/Vernetzung des bestehenden Maschinenparks
  • Parametrisierung des Produktionsprozesses
  • Schaffen von Transparenz und eines Verständnisses für die unterschiedlichen Einflussgrößen entlang der Prozesskette


Insgesamt sollen durch Datensammlung und -auswertung Ressourceneinsparungen generiert werden.
 
Der konzeptionelle Ansatz (Brownfield) des Forschungsprojekts ReFer hat die Zielsetzung, eine Abbildung des Fertigungsprozesses in Form eines digitalen Zwillings (Monitoring- und Kennzahlenmodell) zur Steigerung der Ressourceneffizienz sowie ein dynamisches Wert- und Stoffstrommodell zu schaffen.

Herr Tomaschko nannte folgende Herausforderungen und Chancen, die sich im Forschungsprojekt ReFer gezeigt haben.

Herausforderungen:

  • Fülle des Themas Industrie 4.0 (Begriffsdschungel)
  • Komplexer Produktionsprozess (Prozesswissen)
  • Einzel- und Kleinserienfertigung mit Losgröße 1
  • bestehender Maschinenpark ohne Vernetzung (Heterogenität)
  • unterschiedliche Datenverfügbarkeit und -formate (Lizenzen und Freigaben)
  • Datenquellen, Erfassungsintervalle, Konsistenz und Validierung (durchgängiger echtzeitbasierter Datensatz)


Chancen:

  • Einstieg in die Digitalisierung, Mitarbeiter motivieren, Transparenz schaffen
  • Konkret: Identifikation und Hebung von Ressourceneffizienzpotentialen
  • Effizienzsteigerung entlang der Prozesskette (Kosten, Energie, Rohstoffe, Zeit …)


Als Fazit aus dem Forschungsprojekt ReFer gab Herr Tomaschko den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Vernetzungstreffens folgendes mit auf den Weg:

  • Entzaubern Sie die Begriffe und Anwendungen von Industrie 4.0 für sich und Ihr Unternehmen.
  • Ziele, Vorgehen, Methodik sowie Prozesse und Systemgrenze für die Digitalisierung der Produktion formulieren - Nicht alles auf einmal wollen.
  • Erste Schritte sind Multiplikator und Ideengeber für weitere digitale Transformation der Produktion.


Weitere Informationen zum Projekt ReFer und zum Fachgebiet Sustainable Engineering & Management der Technischen Hochschule Rosenheim finden Sie unter: http://sem.fh-rosenheim.de

In den Fragen und Diskussionen im Anschluss an die Vorträge zeigte sich ein großes Interesse u. a. an der technischen Verarbeitung und Aufbereitung der Daten in den 5i Apps und an der Einbeziehung der Mitarbeitenden von Unternehmen in Digitalisierungsprozesse. Auch die Flexibilität von Digitalisierungslösungen und die Einbindung bereits bestehender Tools wurde intensiv diskutiert.

Es ist geplant, im Herbst 2021 das nächste Vernetzungstreffen Ressourceneffizienz durch Digitalisierung durchzuführen und somit den Austausch zum Thema weiter zu fördern und voranzubringen.

Ziel ist es, gemeinsam aus den Erfahrungen zu lernen, die in Unternehmen und von Digitalisierungsanbietern bereits gemacht wurden. Außerdem sollen Themenschwerpunkte herauskristallisiert werden, wie die Digitalisierung im Sinne der Ressourceneffizienz zukünftig noch zielgerichteter angewendet werden kann.

Weitere Informationen zum Beraternetzwerk FABRIKtester.de und zu Herrn Tobias A. Zorn finden Sie unter: www.fabriktester.de

Weitere Informationen zur VDI Zentrum Ressourceneffizienz GmbH und zu den Weiterbildungen „Ressourceneffizienz durch Digitalisierung“ finden Sie unter: www.ressource-deutschland.de; www.qualifizierung-re.de

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