Nachbericht Nationales Ressourcen-Forum 2018
Mit rund 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmern fand das vom Umweltbundesamt in Kooperation mit dem VDI Zentrum Ressourceneffizienz ausgerichtete Nationale Ressourcen-Forum (NRF) 2018 großen Anklang. Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Akteurgruppen – aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung, Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Agenturen – waren im Publikum und auf dem Podium aktiv mit Vorträgen und Diskussionsbeiträgen beteiligt. Einhellig werden große ökonomische und ökologische Chancen in der Ressourceneffizienz sowie deren große Potenziale für eine nachhaltige Entwicklung – und insbesondere auch den Klimaschutz – gesehen. Für Diffusion und Fortentwicklung ressourceneffizienter Lösungen auf der technologischen wie der gesellschaftlichen Ebene besteht eine große Bandbreite konkreter Initiativen und Anwendungsfelder, von denen zahlreiche bei der Konferenz durch Expertinnen und Experten sowie Praktikerinnen und Praktiker verschiedener Stakeholder-Gruppen diskutiert wurden. Es konnten eine Reihe wesentlicher Erkenntnisse für die Fortentwicklung der Deutschen Ressourceneffizienzpolitik im Rahmen der zweiten Fortschreibung des Deutschen Ressourceneffizienzprogramms (ProgRess III) gewonnen werden.
Maria Krautzberger, Präsidentin des Umweltbundesamts (UBA), Ralph Appel, Direktor und geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des VDI Verein Deutscher Ingenieure e.V. sowie Dr. Regina Maria Dube, Leiterin der Abteilung Wasserwirtschaft, Ressourcenschutz im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU), betonten die entscheidende Bedeutung der Ressourceneffizienz für den Klimaschutz sowie den ökonomischen Erfolg von Unternehmen. Sowohl BMU als auch UBA und VDI engagieren sich mit einer großen Vielfalt konkreter Maßnahmen und Aktivitäten für den möglichst effizienten Einsatz natürlicher Ressourcen in Wirtschaft und Gesellschaft.
Das Umweltbundesamt hat einen aktuellen Ressourcenbericht vorgelegt, in dem wesentliche Daten und Fakten zum Ressourcengebrauch in Deutschland umfassend aufbereitet sind. Auch die internationale Dimension des deutschen Ressourcengebrauchs wird darin betrachtet. So entfällt nach den Berechnungen z. B. statistisch auf jede Einwohnerin bzw. jeden Einwohner in Deutschland ein Rohstoffverbrauch von 44 Kilogramm pro Tag und ein weltweiter Wasserverbrauch von 7.700 Litern pro Kopf und Tag.
Der VDI arbeitet an einem Richtlinienwerk, das den Stand der Technik und des Wissens im Bereich Ressourceneffizienz zusammenfasst. Diese Richtlinien können Unternehmen helfen, geeignete Ressourceneffizienzmaßnahmen zu identifizieren, zu bewerten und umzusetzen. Weitere Richtlinien sollen künftig helfen, den Wissensstand im Bereich von Umweltindikatoren sowie die Methodenkompetenz von Ressourceneffizienzberatern zu unterstützen. Das BMU betonte, dass Materialverbrauch und Klimaschutz zwei Seiten einer Medaille sind. Deutschland hat entschieden, seinen Beitrag zum Erreichen der globalen Klimaziele zu leisten und damit hat es auch eine Entscheidung zur Ressourcenschonung getroffen. Die drei Redner waren sich einig, dass die Potenziale der Digitalisierung für die Steigerung der Ressourceneffizienz und die Schonung natürlicher Ressourcen konsequent ausgenutzt werden sollten.
Bei der ersten Podiumsdiskussion trafen Vertreterinnen und Vertreter von Umweltbundesamt, Bundesverband der Deutschen Industrie, Word Wide Fund for Nature und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt aufeinander, um über die Erfolge und Perspektiven der Deutschen Ressourceneffizienzpolitik zu sprechen. Alle vier Institutionen waren sich einig, dass die Fortschreibung des Programms sinnvoll und notwendig ist, um die Entwicklung, Erprobung und breite Diffusion von Ressourceneffizienzinnovationen stärker voranzutreiben. Diskutiert wurden notwendiger Ambitionsgrad der Ressourcenpolitik und die zur Ausgestaltung geeigneten Instrumente. Kooperative, akteurübergreifende Formen des Herangehens an konkrete Herausforderungen besitzen nach Meinung der Diskutanten besonderes Potenzial, rasch zu einer Entwicklung und Umsetzung wirksamer Lösungen zu kommen.
Die zweite Plenarsitzung mit Podiumsdiskussion gab Vertreterinnen und Vertretern der Bundesländer die Gelegenheit, ihre zahlreichen Aktivitäten im Bereich der Ressourceneffizienzpolitik vorzustellen. Im Fokus standen Programme, Maßnahmen und Projekte in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Es wurde deutlich, dass die Bundesländer zentrale Akteure bei der Umsetzung erfolgversprechender Initiativen der Ressourceneffizienz in allen gesellschaftlichen Bereichen sind und dass diese Hebel auch aktiv genutzt werden. Die Einbettung in die Bundespolitik und die gegenseitige Befruchtung der Aktivitäten auf Bundes- und Landesebene sei ein Erfolgsmodell, auf das weiter aufgebaut werden solle. Konkrete Beispiele und Ansätze sind z. B. das Projekt „100 Betriebe für Ressourceneffizienz“ oder die Ultraeffizienzfabrik aus Baden-Württemberg, die umfassende Herangehensweise der Ressourcenschutzstrategie Hessen, der EffCheck und der EffCheck 4.0 des Effizienznetzes Rheinland-Pfalz sowie das Instrumentarium für produktionsintegrierten Umweltschutz (PIUS) der Pionierorganisation Effizienzagentur NRW in Nordrhein-Westfalen.
Im Mittelpunkt der dritten Plenarsitzung mit angeschlossener Diskussion stand das Thema „Ressourceneffizienz durch Industrie 4.0“. Der Geschäftsführer des VDI ZRE moderierte die Diskussion zur Präsentation konkreter Umsetzungsmaßnahmen zweier Unternehmen aus dem Bereich der Metallverarbeitung sowie der Ergebnisse der Studie „Ressourceneffizienz durch Industrie 4.0 – Potenziale für KMU des verarbeitenden Gewerbes“. Von entscheidender Bedeutung sei es insbesondere, dass die Themen Ressourceneffizienz und Digitalisierung in Unternehmen, Wissenschaft, Politik und Verwaltung nicht fachlich und organisatorisch getrennt voneinander bearbeitet werden. Ökonomische und ökologische Vorteile ergeben sich gerade bei der bewussten Ausnutzung der neuen Möglichkeiten zur Datenerfassung aus der digitalen Transformation für die Steigerung der Ressourceneffizienz. Hemmnisse für weitere Verbesserungen liegen in der Praxis häufig in der mangelnden Bereitschaft von Kunden und Lieferanten, Daten weiterzugeben, aber auch im Fehlen benötigter Dienstleistungen, spezieller Fähig- und Fertigkeiten am Markt verfügbarer Dienstleister und Lieferanten sowie der teilweise mangelnden Kapazität derselben, sich mit benötigten Innovationen auseinanderzusetzen. Sowohl die Blechwarenfabrik Limburg als auch Vogt & Schweizer haben eindrucksvoll gezeigt, wie KMU sich mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf einen kontinuierlichen Optimierungsprozess einschwören und damit signifikante Erfolge für die nachhaltige Entwicklung erzielen können.
In der letzten Plenardiskussion erörterten Vertreterinnen und Vertreter von Umweltbundesamt, Greenpeace, der Werbeagentur Tinkerbelle sowie der Zeitung VDI-Nachrichten die Möglichkeiten, Ressourceneffizienz für verschiedene Publika und Zielgruppen wieder „sexy“ zu machen. Der Begriff natürlicher Ressourcen, wie er z. B. dem UBA-Glossar zum Ressourcenschutz zu entnehmen ist, trifft auf eine nicht minder komplexe aktuelle Struktur der Öffentlichkeit und ihrer Kommunikationslogik. Kommunikation müsse frisch, aktuell und überraschend sein, situative Ansätze ausnutzen, Social Media-Tauglichkeit und -Gängigkeit aufweisen und Menschen zur Eigeninitiative anregen. Verselbstständigungsprozesse, in denen die Mitglieder von Zielgruppen durch ihre Eigeninitiative Anerkennung in für sie relevanten Umfeldern generieren, seien ein wesentliches Kommunikationsziel. Die u. a. von Greenpeace mit angeschobene MAKE SMTHNG Bewegung geht genau diesen Weg und gilt als Paradebeispiel für erfolgreiche moderne Kommunikation im Bereich nachhaltiger Entwicklung.
Dr. Harry Lehmann, Leiter des Fachbereichs Umweltplanung und Nachhaltigkeitsstrategien am Umweltbundesamt, gab abschließend einen Ausblick auf die nächsten Schritte. Hausaufgaben, die aus der Konferenz mitgenommen wurden, sind u. a. das Nachdenken über Ressourcensteuern, die Förderung des Einsatzes sekundärer Rohstoffe, die Arbeit an und mit der Indikatorik, die Weiterentwicklung der Informations- und Förderangebote, Anstrengungen im Bereich F&E, Initiativen zum ressourceneffizienten Ausrollen der Digitalisierung bei gleichzeitiger Berücksichtigung der ökologischen Rucksäcke. Die interessierte Öffentlichkeit ist dazu aufgerufen, sich am für 2019 anstehenden Beteiligungsprozess zum dritten Deutschen Ressourceneffizienzprogramm ProgRess III einzubringen. Nach seiner Verabschiedung durch die Bundesregierung werden das nächste ERF und das nächste NRF im November 2020 wieder eine Diskussionsplattform über Erreichtes und anstehende Aktivitäten bieten.
Links
Eröffnungsrede von Maria Krautzberger (UBA) auf dem 4. Nationalen Ressourcen-Forum 2018 (PDF)
Nachbericht Nationales Ressourcen-Forum 2016
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Maria Krautzberger (UBA), Ralph Appel (VDI e.V.), Dr. Regina Maria Dube (BMU), Dr. Martin Vogt (VDI ZRE) u. a. auf dem Nationalen Ressourcen-Forum 2018